Balea und Phiara -Die Grauschnäpper
Noch fast nackt und blind kamen Balea und Phiara zu mir, zusammen
mit dem Nest, das an einem Strauch hing. Zum Glück hatten die Beiden durch den
Fall keinen Schaden erlitten. Da ich schon mal Grauschnäpper hatte, war die
Aufzucht problemlos.
Die Entwicklung war Bestens, und da die Kinder der Finderfamilie die Kleinen immer wieder besuchten und sich mit ihnen beschäftigten, waren sie auch sehr zahm.
Auch für die Finder war es ein Erlebnis die Entwicklung ein Stück weit mit zu erleben. Einen Freilandvogel so nahe vor sich zu haben und die Veränderung vom Babystadium an mit zu verfolgen - vom Aussehen und auch vom Wesen her- war für sie schon ein Erlebnis.
Balea und Phiara kuschelten sich in ihrem Nest eng zusammen, sie waren wirklich ein Herz und eine Seele. Eine kleine Erschütterung reichte aus und beide Köpfchen fuhren wie ein D-zug in die Höhe und die Schnäbelchen sperrten weit. Hunger, ja das hatten die Beiden immer - sie waren fast unersättlich, dementsprechend entwickelten sie sich auch sehr rasch und gut.
Phiara war die Ältere - sie war für Balea ein Vorbild in vielen Dingen. Was Phiara tat, machte auch Balea.
Balea aber, war unglaublich waghalsig und viel mutiger als Phiara was ihr allerdings auch ab und zu zum Schaden war. So als sie gerade erst das Fliegen lernte und sich in alle Höhen wagte - sie hatte sich übernommen und rutschte an der Wand herunter, dabei verletzte sie ihr Kniegelenk und musste längere Zeit das Füßchen schonen. Sie blieb sogar zwei Tage im Nestchen sitzen, was für die kleine Unruhe schon was heißen wollte. Aber von da ab war sie etwas vorsichtiger.
Das Stadium vom
Gefüttert werden zum Selberfressen war herzerweichend. Besonders Balea wollte
unbedingt weiter von mir das Futter gereicht bekommen. Sie saß vor dem Schälchen
und sperrte das Schnäbelchen, dabei pickte sie an meinen Finger, so zusagen; gib
du mir doch das Futter! Ja, ich musste ganz schön hart und konsequent bleiben,
was mir allerdings nicht immer gelang.
Phiara dagegen fraß bald selbst und wie es schien hatte sie Freude daran. Sie war es auch die Balea dazu ermunterte.
Zwischendurch bekamen Beide schon noch ein kleinen Häppchen aus meiner Hand, was Beide sehr liebten, auch weil sie anschließend noch eine kleine Weile in meiner Hand kuscheln durften.
Als die Beiden aber selbst fressen konnten, veränderte sich auch ihr Wesen. Sie kuschelten nicht mehr lange, wollten selbständig sein. Auch waren sie nicht mehr so sehr von einander abhängig, sie gingen schon immer wieder eigene Wege.
Sör das Spatzenkind
In der Zwischenzeit kam das Spatzenkind Sör, und Phiara schloss sich dem
Spatz an. Balea wurde ausgeschlossen, ja sie wurde von unserem Spatz sogar
häufig gezwickt,
Das Spatzenkind zeigte ein eigenartiges Verhalten. Es wollte immer nur untertauchen, was mich eigentlich für den Anfang nicht verwunderte. Aber ihr unstillbarer Hunger, ja besser ihre unglaubliche Gier und das unkontrollierte Schlingen machten mich schon stutzig.
Sör war nicht unterernährt, aber wie es aussah wurde sie aus dem Nest geworfen, aus welchem Grund auch immer.
Sie hatte eine sehr laute Stimme und schrie in einem fort und - sie hatte Durchfall. Die Afterfedern waren verklebt und so wie sie was fraß, war es auch schon wieder weg und es roch schlecht. Sie hatte viel und großen Durst.
Ich machte ihr einen schwachen
Schwarztee, gab ihr Vogeldiät und dazu noch vorsichtig Vogelkohle und schon bald
war die Verdauung optimal - und unser Vogelkind wurde ruhiger und schrie nicht
mehr so viel und laut, aber es war noch immer sehr nervös. Dies wurde zwar mit
der Zeit besser, aber bei jeder kleinen Änderung merkte man, ganz verschwunden
war die Nervosität nicht.
Als es Sör besser ging lies ich sie nach einiger Zeit zu den Grauschnäpper und dies tat ihr gut. Obwohl die Beiden viel kleiner und jünger waren, durfte Sör sich immer in ihre Mitte setzen, was sie sichtlich genoss.
Mann merkte auch, sie wollte gerne noch ein kleiner Babyvogel sein und obwohl sie schon selbständig fressen konnte, sperrte sie den Schnabel, genau so wie die beiden Kleinen.
Mit der Zeit wurde sie aber doch erwachsener und nun zwickte und plagte sie den kleineren Schnäpper und ich muddte sie öfters trennen.
Als Sör Sehnsucht nach draußen zeigte und auch ihr Wesen sich normalisiert hatte, wurde sie, als das Wetter gut war in die Freiheit entlassen.
Als sich das Türchen zur Freiheit aufgetan hatte, drehte sie wieder durch - ihre "schwachen Nerven" die in letzter Zeit scheinbar gekräftigt waren zeigten sich wieder. Sie raste regelrecht aus dem Fenster und zeigte sich auch nicht mehr - ich konnte nur hoffen, dass sie sich rasch wieder gefangen hat und auch das harte Leben draußen meisterte.
Doch als der Spatz weg war, suchten sie die beiden Grauschnäpper, obwohl sie ja schon immer wieder einige Zeit getrennt werden mussten
Die Schnäpper entwickelten sich auch weiterhin recht rasch.
Und ich fand, dass es auch für sie bald an der Zeit war, ihnen die Freiheit zu geben. Ich stellte das Käfig nun Tag und Nacht am Fenster zwischen drinnen und draußen, so dass sie die Geräusche und den Umtrieb aufnehmen konnten.
Als nun das Wetter
günstig war, ging ich mit ihnen an einen mir geeignet scheinenden Platz und ließ
sie frei.
BEIDE VOR DEM AUSFLUG
Phiara flog sofort in den Baum - Balea flog nach, kam aber wieder zurück. Ich setzte sie darauf hin auf einen niederen Ast - und nochmals kam sie herunter.
Mein Herz war bereit - wenn sie nochmals herunterkommt, sie noch für eine Zeit mit zu nehmen - aber das dritte mal packte sie es. Sie flog zu Phiara und setzte sich ganz erschöpft neben sie.
Phiara stupste sie an,
so als wolle sie sagen: "Na komm schon Kleine, wir schaffen das."
Phiara im Baum
Nach einer kurzen Rast war Balea es, die im Baum immer höher hüpfte.
Noch eine Weile beobachtete ich sie und es sah aus, als ob sie nun Freude daran gefunden hätten.
Als ich dann nach etwa einer Stunde nochmals nach ihnen schaute, waren sie schon an einem anderen Platz. Ich konnte nur noch hoffen und wünschen, dass sie das Leben in Freiheit gut meistern.