Maretie und Drebie die Kleiber
Am Pfingstmontag ( 2012) kam ein Anruf: wir brauchen Ihre Hilfe für einen Vogel der vermutlich an die Fensterscheibe geflogen ist, aber es sieht aus, dass es mehr als nur eine Gehirnerschütterung ist.
Als ich ihn in die Hand nahm wehrte er sich nicht, schaute mich aber mit - eigentlich wachen Augen - an. Maretie ( so nannte ich das kleine Kerlchen nach den 3 Rettern) durfte mit mir gehen.
Zuerst machte ich ein warmes, weiches Nestchen. Dann suchte ich ein paar frisch gehäutete Mehlwürmer aus, die auch bald angenommen wurden. Andern Tags krabbelte Maretie öfters aus dem Nestchen trotz Schmerzen.
Als ich sie untersuchte merkte ich, dass der rechte Flügel die Ursache des Schmerzes war.
Gebrochen konnte er nicht sein und
so machte ich Umschläge, was scheinbar gut tat und gut war, denn schon am 3ten
Tag versuchte Maretie einen kurzen Flug.
Ich hatte einen großen Käfig und im Wald fand ich eine ideale Wurzel die wunderbar ins Käfig passte und auch zwei höhlenartige Einschnitte zum Verstecken hatte. Hier konnte der Kleiber genau wie in der Freiheit den Stamm rauf und runter klettern und am morschen Holz rum hacken.
Ich richtete Weichfutter (Gekochtes Eigelb mit feinen Haferflocken, gemahlene Sonnenblumenkerne und Insektenfutter ) und strich dies in die Ritzen des Stammes.
Maretie verstand sehr schnell, suchte und futterte - es war eine reine Freude dies zu sehen.
Zusätzlich stellte ich noch ein Schälchen mit kleinen Samenkörnern, Nüsse und auch ein paar kleinere Mehlwürmer, die sie mit der Zeit "heiß liebte" - Natürlich durfte auch ein Wasserschälchen nicht fehlen. Ich beobachtete dass Kleiber viel Trinken.
Gebadet hat Maretie nur einmal, dafür sprühte ich sie immer wieder an, was sie mit der Zeit ebenfalls liebte.
Am Freitag der gleichen Woche saß
ein 2ter Kleiber auf einer Treppe und rührte sich nicht. Ich nahm ihn auf, was
er auch willenlos geschehen lies. Ich machte es wie bei Maretie und es war auch
hier das Richtige. Drebie (so nannte ich meinen Treppenfindling) war überhaupt
nicht scheu und sprach auf die Behandlung gut an, er brauchte 2 Tage bis er
reagierte, er lies sich füttern und schluckte auch, aber sonst saß er nur da.
Da Kleiber scheinbar sehr viel Bewegung brauchen, durften sie abwechselnd auch schon mal außerhalb des Käfigs sein. Das Futter gab es am Anfang grundsätzlich nur im Käfig und so machte es im Grunde keine Probleme sie ins Käfig zu locken. Ein Stab ans offene Türchen gelegt, reizte sie da hoch zu klettern, dann das Futter sehen und rein zum Fressen war eins.
Beide Kleiber waren problemlos in Aufzucht und Pflege. Auch liebten sie sich gegenseitig, aber nur auf Abstand, Ich konnten sie nicht im gleichen Käfig beisammen lassen. Freilauf dagegen war schon bald gemeinsam möglich. Dabei konnte es dann auch sein, dass es zu einem kurzen "Kämpfchen "kam zumal sie gerne das Häuschen des Anderen inspizierten und vom Futter des Andern naschten - aber scheinbar war das eigene Häuschen doch das Bessere!
Einmal machte ich aus Versehen die
Türchen zu als Beide im fremden Käfig waren, aber das war ein "Staatsverbrechen"
!!! Beide trauten mir tagelang nicht mehr. Sobald ich aufs Käfig zu ging, waren
sie auch schon draußen. Ich musste sie regelrecht überlisten und meine ganze
Phantasie einsetzen um die Türchen zu schließen.
Ach, wir hatten sehr viel Freude zusammen und dabei machten sie eigentlich soviel wie keine Arbeit.
Nach gut 3 Wochen wagte ich es, Beide in den nahen Baum zu entlassen, von wo aus sie mich täglich mit ihren Rufen erfreuten.
Kleiber haben eine verhältnismäßig
laute und interessante Stimme die kaum überhört werde kann und da sie in der
Umgebung blieben, hoffte ich sie im Winter an meinem Futterplatz zu sehen!
Ps: Und ob ich sie am Futterplatz sah! Sie behaupteten sich so sehr, dass mir
bald die anderen Vögel Leid taten, denn sie stibitzten eine Unmenge Futter - und
wie es aussah, versteckten sie es irgendwo, denn soviel konnten sie unmöglich
fressen.