Fredi und Ria die Amselbabys

Voll mit kleinem , schwarzem Ungeziefer kam Ria zu mir - es war fast nicht bei zu kommen so hartnäckig waren diese.
Eine Stunde später kam das Geschwister mit großen mückenartigem Ungeziefer , mit einen grünen Leib.
Ich nannte das erste Baby nach dem Finder Ria und das Zweite Fredi.
Ria hatte unterm Flügel eine etwa 2 Euro große Masse die wie gestocktes Blut aussah aber noch eine schleimige, gummiartige Verklebung dabei hatte, vermutlich eine Absonderung des Ungeziefers. Sie war sehr müde und schwach . Ich vermute, dass es schon eine sehr schlimme Infektion war.



Am andern Tag war Ria erstaunlich munter, aber Fredi war schlapp und matt. Beide waren sehr schreckhaft und schliefen viel. Am liebsten kuschelten sie in meine Hand. Sie liebten zum Schlafen noch eine Nestmulde und schmiegten sich eng aneinander .
Es war lustig wenn Ria vor ihrem größeren Geschwister stand und den Schnabel sperrte - Fredi wirkte dann hilflos, ja verlegen. Wenn er sich dann auf den Boden setzte kuschelte sich Ria ganz eng an ihn und war zufrieden.
Am dritten Tag ging es Ria sehr schlecht. Ich gab ihr Vogeldiät, Traubenzucker, Eipulver und abgebrühte Haferflocken. Am Anfang sah es aus, als ob es ihr Kraft geben würde, sie wurde etwas munterer, aber dann ging es wieder schlechter und am Mittag starb sie an dieser Infektion.
Fredi hatte Heimweh, fand sich aber rasch wieder zurecht, hatte er doch noch Sabela das Spatzenmädchen. Auch wenn kein rechtes miteinander zustande kam, suchten sie sich doch gegenseitig.
Als Fredi etwa 10 Tage bei mir war ging ich mit ihm zum ersten mal ins Freie. Er flog von einem Strauch auf einen Baum wo er dann so etwa 3 Stunden saß. Als ich nach ihm schaute und ihm rief, war er ganz erlöst - aber er hatte ein großes Problem - wie konnte er nur wieder vom Baum herab kommen? Es war wirklich nicht einfach für ihn. Immer wieder machte er einen Ansatz, aber die Angst war riesig. Als er es dann schaffte, war er total erschöpft - er war so müde, dass er kaum fressen konnte und schlief dann sehr lange.
Andern Tags gönnte ich ihm nochmals etwas Ruhe, aber dann mussten wir wieder raus und es ging viel besser. Er flog gleich auf seinen Baum und schaffte es fast 7 Stunden. Am andern Tag war es sogar noch länger und er wechselte auch schon die Plätze, nicht aber den Baum.
Am andern Morgen lies ich ihn schon sehr früh vom Fenster aus fliegen. - Im gegenüberliegenden Baum musste er aber einen Kampf mit einem Amselmännchen bestehen und nahm Reißaus - es war für ihn eine ganz neue Situation. Auf mein Rufen gab er lange keine Antwort und ich wusste nicht wohin er sich geflüchtet hatte. Als ich dann am Mittag nochmals rief, kam Rückantwort, ganz aufgeregt und flehend. Er durfte dann nochmals mit und er hatte unglaublichen Hunger und schlief wieder sehr lange. Danach suchte er regelrecht meine Nähe.
Am andern Morgen gingen wir trotzdem wieder raus und es ging viel besser ,aber am Abend wollt er trotzdem wieder mit hinein

Es war schön wie Fredi vom Baum aus mit mir Kontakt pflegte und Antwort auf mein Rufen gab. War ich in der Nähe kam er auch gleich herunter, aber bald wollte er nicht mehr angerührt werden. Ich durfte ihm zwar noch Würmchen reichen, aber sonst hielt er Abstand, auch war er schon eine geraume Zeit nachts im Freien. Schaute ich nach ihm, konnte er nicht genug erzählen und er zeigte, dass ihm mein Kommen Freude machte.
Es war schön zu beobachten wie er sich immer besser in der Freiheit zurecht fand. Er setzte sich nun auch anderen Vögeln zur Wehr, wenn sie ihm zu nahe kamen oder wenn sie das was ich mit brachte stibitzen wollten.
Auch reagierte er recht gut auf Geräusche und konnte sie einordnen.
Er war nun schon eine geraume Zeit ganz im Freien und er distanzierte sich immer mehr, aber der Kontakt vom Baum aus war noch immer sehr rege, auch kam er noch vom Baum herab wenn er sah, dass ich Mehlwürmchen dabei hatte oder ein paar Spätzle, aber dann ging es auch gleich wieder ab.

Eines Morgens war er nicht mehr in seinem gewohnten Bereich. Ich fand ihn dann auf einem Vogelbeerbaum. Er redete mit mir, kam aber nicht mehr zu mir herunter. Am Abend nahm er noch „gnädig „ ein paar Würmchen, aber nur vom Ast aus. Am anderen Tag gab es nur noch kurzen Kontakt vom Baum aus - ich war zufrieden, Fredi hatte sich endgültig eingelebt!
Das Wetter war auch günstig, es regnete immer wieder kurz und so kamen auch die Würmer zum Vorschein und was wollten wir noch mehr?!
Ab und zu sah ich Fredi noch, aber ich glaube er erkannte mich nicht mehr.
Er reagiert nun wie alle anderen Amseln, nur ließ er mich etwas näher an sich heran.