Mansie der Grünfink
Die Retter: Manuela und Silvia

Bei einem Spaziergang in den Ferien fiel uns ein ängstlich schreiendes Vogelbaby auf. Wir beobachteten es und sagten uns : Wenn wir zurück kommen und es immer noch da ist, nehmen wir es mit und versorgen es , denn dann ist klar, dass etwas nicht stimmt.
Nach einer Stunde war das Kleine schon spürbar müde, aber es rief immer noch jämmerlich. Wir wollten ihm gerade helfen, als es mit großer Anstrengung eine uns unerreichbare Hecke schaffte.
Als wir noch standen und überlegten, fiel direkt vor uns ein weiteres Vogelbaby aus dem Nest, gerade uns zu Füßen. Es sah verwahrlost aus, deshalb nahm ich es auch gleich auf. Kaum hatte ich es in der Hand als diese auch schon ganz schwarz war von kleinem Ungeziefer. Da wir unterwegs waren, wusste ich keinen besseren Rat als das Kleine mitsamt meiner Hand an einem Brunnen ins Wasser zu halten um das Ungeziefer weg zu schwemmen. Zum Glück war es ein sehr heißer Sommertag. Ich packte das Kleine in ein Tüchlein und hielt es in meiner Hand, doch bald krabbelte es nochmals und wir mussten die ganze Prozedur wiederholen. In ein neues Tüchlein gewickelt, fütterte ich es mit Weißbrot das ich ins Wasser tauchte und das unser Kerlchen gerne und gierig auf nahm. Nachdem es satt und warm eingepackt war, schlief es tief und fest, es ließ sich durch nichts stören. Meine Handwärme muss ihm gut getan haben.

Als ich das kleine Wesen in der Hand anschaute merkte ich, dass vom Schnabelende zum Köpfchen hin eine gut ¾ cm. lange kahle Stelle und eine Kruste in Linsengröße war. Dies machte mir allerdings momentan keine Sorge, so was gab es ja öfters, wenn Geschwister sich mal pickten und dann war da ja auch noch das Ungeziefer das ich vertrieben hatte.

Mansie machte die Umstellung trotz der Prozedur nichts aus, die Verdauung und die Entwicklung war gut. Die Stelle am Kopf behandelte ich mit Vaseline und Ringelsalbe und es sprach an. Es wuchsen bald kleine Federchen, nur die Kruste fiel nicht ab.
Mansie war sehr zahm und anhänglich und zeigte auch am offenen Fenster keinen Zug nach draußen. Und ich brachte es einfach nicht fertigt sie vors Fenster zu setzen.

Ach wie freute sich mein kleiner Freund wenn ich ins Zimmer kam - flog mir entgegen, setzte sich auf meine Schulter ganz nahe am Hals und knabberte an meinem Ohr und erzählte, erzählte !

Eines Tages war sie wie schon oft einen halben Tag allein, aber sie kam mir nicht entgegen geflogen und sie hatte Schlagseite. Sie drehte sich im Kreis wie besoffen und ich merkte, dass sie krank war. Ich nahm sie mit an meinen Arbeitsplatz und es war klar ersichtlich, sie hatte es schwer.

Das Wickelchen das ihr sonst immer gut getan hatte, zeigte keine Wirkung mehr. Es ging ihr zusehends schlechter. Am Abend konnte sie nicht mehr sitzen und schloss die Augen - Sie hatte Schmerzen. - Und da sah ich es - die linke Seite war von der Kruste bis unter den Schnabel dick.

Ich gab Mansie ein leichtes Schmerzmittel und es wirkte auch rasch.

Sie saß in meiner Hand und sang leise vor sich hin. --- Doch ganz plötzlich wurde es still,

das Köpfchen neigte sich zur Seite -- und das Lebendige in ihr war weggeflogen !

Jetzt erst kam die ganze Tragik zum Vorschein -- Mansie hatte Krebs !