Chris die Jungamsel

Chris kam als Jungvogel, voll befiedert zu mir. Eigentlich hätte sie sich schon selbst versorgen müssen, aber irgend etwas war bei ihr nicht in Ordnung. Sie hatte auch ein eigenartiges Benehmen – sie schnappte nach Allem, aber sonst war keine Abwehr da, sie blieb sitzen wo ich sie hinsetzte. Ab und zu machte sie einen kleinen Versuch weg zu gehen, doch die Bewegung machte scheinbar Schmerzen, obwohl kein sichtbarer Grund da war - die Füßchen schienen in Ordnung zu sein und die Flügel lagen normal am Körper an.
 

Chris die Jungamsel


Ich gab ihr zuerst mal was zu fressen und nach einer kurzen Zeit machte ich ihr ein Bad das ihr scheinbar gut tat. Sie kuschelte sich ganz entspannt in ihr Nest und schlief lange. Sie war überhaupt viel müde und schlief, schlief, was mir mit der Zeit schon Sorge machte. Die Verdauung war unauffällig, aber ich gab ihr trotzdem sicherheitshalber eine Flüssigkeitsmischung gegen eventuelle Magenverstimmung ( ein Biologisches Heilmittel vom Tierarzt). Am andern Tag war sie sehr warm, sie musste Fieber haben. Die Verdauung war aber immer noch gut und zeigte auch nichts Negatives. Ich tastete nochmals den Körper ab und als ich den Flügel strecken wollte, zeigte es sich, dass am rechten Schultergelenk eine sehr überhitzte Geschwulst war.

Ich machte mit verdünnte Retterspitz Umschläge und merkte bald, dass dies gut tat. Am andern Tag machte ich mit Traumaplant einen Umschlag und befeuchtete das Ganze immer wieder mit Retterspitz.
Schon andern Tags ging es Chris besser, auch gebärdete sie sich nicht mehr wie verrückt. Unwillkürlich kam mir der Gedanke;“ sie musste Schmerzen gehabt haben zum verrückt werden“!
Schon am nächsten Tag überraschte sie mich, denn sie sang mit den Amsel vor dem Fenster am Abend und auch wieder am Morgen - es war zwar verhalten, aber
sie sang und sie versuchte nun auch selbst zu picken Auch ließ sie eines meiner kleinen Pfleglinge zu sich in den Käfig.
Beim Versuch sich das Gefieder zu putzen merkte man allerdings, dass noch nicht alles in Ordnung war und sie lies es auch bald wieder bleiben.
Im allgemeinen aber war mehr Leben zu spüren, obwohl sie noch immer viel schlief. Da es mir wichtig war, dass sie viel trank, sie es aber nicht selbst tat, mischte ich ihr in einer Pipette Traumel, Vogelvitamin und etwas Traubenzucker, was ihr auch schmeckte, denn die Pipette sehen und den Schnabel öffnen war eins.
Trotz Müdigkeit musste Chris jeden Tag etwas hüpfen damit der Kreislauf in Bewegung kam. Chris machte weiter gute Fortschritte und die Körperwärme schien wieder normal zu sein, aber die Geschwulst war noch immer überwarm. Als Chris sich auf einen Ast setzte, glaubte ich die Gefahr sei gebannt, doch schon am andern Tag setzte sie sich wieder auf den Boden und sang auch nicht mehr.
Da Wetterumschwung war dachte ich, dass es von da her sei, aber als ich sie aufnahm, merkte ich, dass sie wieder sehr heiß war und als ich sie hinstellen wollte knickte sie ein. Die Geschwulst war in die Fuß- und Kniegelenke weiter gegangen. Auch die Verdauung machte nun Schwierigkeiten und sie war noch mehr müde als vorher.
Ich gab ihr gekochten Reis mit Haferflocken und Eigelb und geschabten Apfel mit etwas Traubenzucker und bald entleerte sich der Darm.
Darauf machte sie wieder einen lebendigeren Eindruck, aber stehen konnte sie nicht, doch sie saß wach in ihrem Körbchen und beobachtete alles.
Am Nachmittag ging ich mit ihr zum Tierarzt. Sie bekam eine Spritze gegen die Entzündung, aber leider machte das Herzchen schlapp, bevor ich noch mit ihr zu hause war.

Es ging mir sehr nahe, hatte es zwischenzeitlich doch so hoffnungsvoll ausgesehen.