Deili der Buchfink

An einem Abend kam ein Anruf: "Wir brauchen ihre Hilfe"
Ein kleiner Vogel saß den ganzen Tag am gleichen Fleck und da die Retterin ein Herz für Tiere hatte merkte sie, dass da Hilfe nötig war und so kam der Buchfink zu mir.
Deili so nannte ich den kleinen Kerl, saß nur apathisch da. Zum Glück nahm er das ihm angebotene Futter an, (Am Anfang zarte Mehlwürmchen) Sonnenblumenkerne konnte er noch nicht selbst knacken, so knackte ich fürs erste die Kerne an,- dass andere schaffte er dann.
Da mal wieder eine nasskalte Zeit war, war er total unterkühlt, ich konnte keinerlei Körperwärme feststellen und der Herzschlag war auch kaum mehr tastbar.
Ich mischte in eine Pipette Traubenzucker und ein Tröpfchen Sekt( in Ermangelung von Notfalltropfen) Schon bald zeigte dieses Getränk Wirkung und das Herzchen schlug wieder kräftiger. Auch die Wärme meiner Hände taten das ihrige, denn er schmiegte sich in meine Handmulde wie in ein Nest.
Ich nahm das Körperchen zwischen meine beiden Hände, sodass meine Körperenergie durch meinen Patienten fließen konnte und ich merkte das war recht positiv.
Er nahm sogar ein paar Körnchen von meiner Hand, bevor er wieder ermattet seine Augen schloss.
Immer mal wieder ein Tröpfchen von dem guten Getränk, das sichtlich die Lebensgeister weckte.
Inzwischen hatte ich ein warmes Nestchen, mit einem Wärmfläschen, gemacht und er lies sich widerstandslos hineinlegen und schlief auch gleich ein.
In der Nacht schaute ich immer wieder nach ihm und gab ihm auch eine kleine Stärkung.
Inzwischen hatte ich noch gekochtes Eigelb und zerdrückten Haferflocken beigefügt . Er trank viel, fressen wollte er aber nicht, aber das Getränk war ja ein Krafttrank.



Am Morgen war er zwar noch apathisch, aber er reagierte schon besser und seine Augen nahmen alles wahr. Er knabberte auch an einem Stücken Walnuss, nahm wieder ein paar geknackte Sonnenblumenkerne und einen frisch geschlüpften Mehlwurm, das Trinken war wieder sehr wichtig.
Als ich ihn wieder ins Nestchen setzte merkte ich, dass er sich selbst schon etwas zurecht rückte, aber dann schlief er gleich wieder ein.
Nach einigen kräftigen Mahlzeiten merkte ich, dass er nichts mehr annahm. Da ich keinen Kot in seinem Nestchen sah, merkte ich auch, dass er ein dickes, hartes Bäuchlein hatte. Also war die Verdauung gestört und so kochte ich einen Haferschleim und mischte dieses in das bisherige Getränk.
Schon bald zeigte sich die Wirkung, der Darm entleerte sich und Deili fraß auch wieder und von da ab ging es aufwärts.
Aber immer wieder saß er apathisch da, sogar mit Fressen im Schnabel. Wenn ich ihn dann anrief oder übers Köpfchen strich fraß er weiter.



Am andern Tag machte ich sein Nestchen in den Vogelbauer, sodass er seine Umgebung wahrnehmen konnte und um event. auch schon auf ein Stängchen zu klettern. Er schaute sich seine Umgebung an, auch das Köpfchen war jetzt mit beteiligt, aber er blieb brav sitzen. Ich vermutete dass er noch Schmerzen an seinem Flügel hatte, der etwas abstand, aber nicht gebrochen sein konnte. Ich machte am Morgen ein Wickelchen das er brav über sich ergehen lies.
Seinen Vogelbauer stellte ich ans Fenster und er beobachtete alles was draußen vor sich ging. Kam ein Vogel, schimpfte er.
War das eine Freude - er zeigte wieder normale Reaktionen. Ich setzte ihn nun selbst auf ein Stängchen und er schaffte es dort zu sitzen, aber noch immer auf der gleichen Stelle.
Als ich ihn dann auf den Käfigboden setzte, hopste er auf das unterste Stängchen und von da an bewegte er sich immer öfters.
Ich machte nun das Vogelbauer auf, so dass er eine größere Bewegungsfreiheit hatte. Den Vorhang (Store) an meinem Fenster zog ich vor und befestigte ihn mit Klammern, dass er einen großen Vogelbauer hatte. Da er noch nicht fliegen konnte hatte ich ein Leiterchen angebracht, damit er an verschiedene Stellen kommen konnte. Auch legte ich Futter für ihn aus und bald schon fraß er selbst.
Ich versuchte nun wie es mit dem Fliegen klappe. Ich hielt ihn in meiner Hand etwa einen Halben Meter über eine weiche Unterlage. Nach anfänglichem Zaudern wagte er es seine Flügel zu gebrauchen, aber er landete noch recht hilflos und blieb sitzen, bis ich ihn holte. Das ging so einige Tage, aber dann rannte er weg wenn ich auf ihn zuging und wieder ein paar Tage und er flog weg. Zu erst nur kleine Strecken und auf gleicher Höhe - und dann wagte er auch kleine Höhenflüge. Man merkte, er war stolz auf seinen Erfolg, zumal ich ihn auch lobte. Von da an wagte er jeden Tag mehr.
Sein größter Erfolg war, als er es vom Boden auf den Fenstersims schaffte. Von da an war er nicht mehr auf mich angewiesen und lies sich auch nicht mehr leicht fangen. Ich konnte dies akzeptieren und freute mich mit ihm
.
Nun brauchten wir ein ordentliches Wetter, damit sich das Fenster für die Freiheit öffnen konnte. Im Vorfeld machte ich das Fenster so gut es ging auf, damit er sich wieder an die momentane kalte Luft gewöhne.
Vor dem Fenster war ein Fliegengitter, somit wollte ich verhindern, dass ich das Fenster öffnen konnte und er trotzdem nicht vor der Zeit weg flog - aber es war unnötig, denn solange es ihm noch nicht so gut ging, verzog er sich hinter die geschlossene Fensterhälfte.
Am geöffneten Fenster hatte ich ihm eine Sitzmöglichkeit gemacht und irgendwann saß er gerne dort und er zeigte auch, dass er gerne raus möchte.

Als ich dann das Fenster aufmachte, war er schneller draußen als ich schauen konnte.
Er kontaktete noch eine Zeit vom Baum aus, aber dann suchte er sich seinen eigenen Platz. Irgendwann hörte ich ihn noch von Ferne.
Ich konnte nur hoffen und das glaube ich auch, dass er das Leben draußen wieder gut packte, war es für ihn ja kein Fremdland und kaltes Wetter war auch schon bevor er zu mir kam.

Deili war sehr elend als er zu mir kam und es war schön zu sehen
wie er sich wieder fing und auch wieder die Freiheit ersehnte.
Er war er ein tapferes und problemloses Kerlchen.