Naledi der Spatz und Lesedi die Kohlmeise

Mädchen der 6ten Klasse fanden ein höchstens 2 Tage altes Vogelbaby. Eine Schülerin schrieb,“ es war fast nur Bauch, oben an einem langen, dünnen Hals, saß ein winziges Köpfchen“.
Ja das war Naledi unser Spatz! Naledi heißt auf africanisch = Sternchen.
 

Naledi der Spatz

 
Sie war pflegeleicht und absolut nestrein. Naledi war kein Kostverächter und futterte große Mengen und trotzdem war sie kein Dickerle. Sie war ein schönes, zierliches Ding, hatte feine Manieren, sogar sein Schreien war lange nicht so grell wie es Spatzen sonst eigen ist. Lange konnte ich es einfach nicht glauben, dass es „nur“ ein Spatz ist. Sogar manche Vogelkenner waren sich auf Anhieb nicht sicher.
Mit der Zeit kam dann doch das Tschilpen durch, aber auch auf eine feine Art, nicht so laut.


Einige Zeit später kam nochmals ein kleines Kerlchen, ein quicklebendiges, fast gelbes Ding - eine Kohlmeise die aus dem Nest gefallen war. Fast alt vertraut und verschmitzt schauten mich die schwarzen Perlaugen an.
Angst - nein das war, glaube ich ein Fremdwort für unseren kleinen Übermut. Oft musste ich denken“ o welch seliger Urzustand“ wie schön wenn mal wieder bei der erlösten Schöpfung, die Angst keinen Platz mehr haben wird!
 

Lesedi die Kohlmeise
 


Das unsere Kohlmeise, Lesedi genannt(= der Blitz) , das Nest zu eng war , wunderte mich nicht, hatte sie doch ein umtriebiges, temperamentvolles Wesen. Das ließ auf eine problemlose Pflege hoffen und Lesedi enttäuschte mich nicht!
Sehr schnell verstand sie die neue Fütterungsart und sperrte gleich den Schnabel ,so als ob sie schon immer so gefüttert worden wäre. Auch die Kostumstellung war für sie keine besondere Sache. Trotzdem schaute ich am anderen Morgen mit gemischten Gefühlen ins Körbchen, es war alles so still - Aber Lesedi schlief fest und sorglos. Plötzlich schoss der kleine Kopf nach oben und das Schnäbelchen sperrte weit - dann ein unruhiges hin und her und das Bürzelchen heben war eins. Ich konnte gerade noch mit einem Stückchen Papier das fein verpackte Kügelchen auffangen. Also die Verdauung klappte auch - wunderbar!
Am zweiten Tag befreundete ich die Beiden miteinander und brachte sie zusammen ins Körbchen. Am Anfang ging es gut, aber dann beherrschte Lesedi die schon etwas ältere Naledi die es sich in ihrer feinen Art aber gefallen lies.


Doch eines Tages, sie waren inzwischen schon einige Zeit im Vogelbauer, wurde es auch Naledi zuviel und es gab einen furchtbaren Kampf.
Lesedi war scheinbar recht übermütig und forderte Naledi heraus, die sich nun doch ihrer Haut wehrte (Gott sei Dank) und siehe da Lesedi gab auf und war für den Rest des Tages lieb Kind. Am andern Tag war das gleiche Spiel noch mal.
Nun fragte ich mich, was das zu bedeuten habe und kam bald dahinter. Lesedi konnte es nicht leiden, dass
ich Naledi, ihrer feinen Art wegen, doch irgendwie bevorzugte, Z.Beisp.: wenn Naledi was von mir bekam und sie nicht.
Da aber Lesedi von mir keine Fliege annahm, gab ich sie natürlich Naledi. Was war dies nun aber wirklich, war es Futterneid, oder Eifersucht, - Rassenhass kannten die Beiden nicht?
Mit der Zeit kam ich dahinter. Lesedi beanspruchte scheinbar für sich das Vorrecht auf mich. Wenn sie flogen und Naledi flog mich zuerst an, war ein Kampf sicher und es ging ein Gejage los, wenn aber Lesedi mich zuerst anflog durfte Naledi auf keinen Fall auch kommen.
Also war die Kohlmeise ein kleines egoistisches Wesen, in Bezug auf die Pflegemama, ansonsten war dies nicht zu bemerken.

Als ich Beiden die Freiheit gab, wurde Naledi bald wieder in den Spatzenharem aufgenommen und mit dazu wurde auch Lesedi adoptiert!
Es war aller liebst anzusehen, wenn die Kohlmeise inmitten einer Schar Spatzen saß, von Naledi umsorgt. Lesedi versuchte das Leben der Spatzen nachzumachen, doch Sandbaden war nicht ihre Sache.
Wenn ich nach den Beiden rief, kam nur noch Lesedi die Kohlmeise. Naledi war nun ganz in der Spatzenschar zuhause und kam nicht mehr, doch noch lange stach Naledie feine Art aus der Schar der anderen heraus.
Lesedi fand leider ein tragisches Ende, sie erkannte die Gefahr nicht und wurde von einer Katze erwischt.

Wieder einmal mehr ein Beweis, Tieren die Angst vor den Vierbeinern zu lehren, auch wenn dies grausam erscheinen mag.