Este die verletzte Schwalbe

Am 4. Sept kam ein Notruf: die Katze hat eine Schwalbe verletzt. Sie schaffte es gerade noch mit letzter Kraft zu lieben Menschen.

Sobald ich mich frei machen konnte, schaute ich nach ihr. Sie hatte unterm Flügel eine Wunde und zitterte stark.
Ich nahm Este, so nannten wir sie nach der Retterin, zu mir und desinfizierte die Wunde, machte eine feuchte Auflage, mit verdünntem Retterspitz. Und dann, ja dann die Ernährung.
Für Schwalben ist es nicht so leicht, durch die ganz andere Futteraufnahme, (Schwalben sind ja Insektenfresser und zwar von fliegenden Insekten) aber mein Pflegling hat es sehr rasch begriffen und nahm schon beim 2x ein zartes Mehlwürmchen aus meiner Hand. Nach der Fütterung bettete ich sie weich und warm und Este entspannte sich und schlief bald ein.
Dann ging ich noch auf Fliegensuche um wenigstens ab und zu ihr noch das gewohnte Futter zu bieten. Es war leider nur eine klägliche Ausbeute. In der Zwischenzeit merkte ich, dass auch getrocknete Fliegen angenommen wurden und die fand ich noch auf unserer Bühne.
Estes Wunde war am Morgen entzündet und der Flügel überwarm. Ich versuchte es mit ein wenig Zinksalbe, (was allerdings die Federn fettig machte)
Zerriebener Spitzwegerich und Kamillenauflage brachten eine leichte Besserung, aber das Ergebnis war noch nicht zufriedenstellend. Ich machte mir Sorge, war es doch schon Anfangs September und einige Schwalben waren schon weg.
Zum Glück wurde das Wetter nochmals besser, was auch zur Besserung meines kleinen Patienten beitrug.
Das Fressen ging inzwischen recht gut, sie holte sich das Futter selbst aus dem Schälchen und saß inzwischen auf der Stange.
Da Este den Drang in die Höhe hatte, kam mein altbewährtes Leiterchen wieder zum Einzatz, das sie sehr rasch begriff und gerne benützte. Da saß sie und putzte sich das Gefieder. Auch das Baden hatte sie inzwischen für sich als wohltuend gefunden und so hatte sie immer was zu tun.
Ihr Lieblingsplatz war oben auf meinem Laptop wenn ich schrieb.
Sie schaut mir sehr gerne interessiert zu. Sie schaffte es immer dazu in die Höhe zu kommen.
In der Zwischenzeit hatte sich auch die Kruste von ihrer Wunde gelöst und durch Estes fleißiges üben mit den Flügeln, schaffte sie es tatsächlich schon bald wieder zu fliegen.
Gott sei Dank war keine Sehne geschädigt, sondern nur die Kruste hinterte unseren Patient am Fliegen.
Als dann sehr bald das Wetter umschlug und es sehr duster und ungemütlich wurde, hatte Este einen Durchhänger, doch wenn ich ihr dann eine CD mit Vogelstimmen laufen ließ, war sie bald wieder die Alte.
Inzwischen war mir aber auch klar, dass sie den Vogelzug in den Süden nicht schaffen kann und über den Winter hier bleiben musste.
Auf der Suche nach einer Bleibe für sie, fanden wir in Ulm einen Platz, wo sie bei noch einigen Vögeln und Schwalben sein konnte und so durfte sie dann am 27. September dorthin umziehen.
Wie mir dann nach einiger Zeit berichtet wurde freundete sie sich gleich an und setzte sich dazu, als ob sie schon immer dagewesen wäre.
Im zeitigen Frühjahr verbündete sie sich mit noch einer Schwalbe und sie fingen an, (trotz Gefangenschaft) ihre Schale zu einem Nest umzubauen.